„Quiet Vacationing“: Trend und Gefahr im Home Office durch Arbeitszeitbetrug?


Die US-Studie „Out of Office Culture“ des Marktforschungsunternehmens The Harris Poll zeigt einen besorgniserregenden Trend beim Arbeitszeitbetrug: 37% der befragten jungen Arbeitnehmer (28-43 Jahre) gaben zu, schon einmal ohne Ankündigung Urlaub genommen zu haben. Ermöglicht wird dies durch Apps wie „Mouse Mover“, die die Mausbewegung simulieren und so den Eindruck erwecken, der Mitarbeiter sei am Arbeiten.
„Quiet Vacationing“ – so der Begriff für diese heimlichen Auszeiten – ist ein Symptom des gestörten Verhältnisses zwischen Arbeit und Freizeit in den USA, wo es keinen gesetzlich garantierten Mindesturlaub gibt. 80% der Befragten scheuen sich zudem, ihren Urlaub zu beantragen, aus Angst vor dem Druck, ständig erreichbar sein zu müssen.

Ist „Quiet Vacationing“ und Arbeitszeitbetrug auch in Deutschland ein Thema?

Fachanwalt für Arbeitsrecht Jens Niehl bejaht dies in einem Beitrag beim Harvard Business manager. In vielen Firmen häufen sich Hinweise auf Mitarbeiter, die zwar laut System als „arbeitsbereit“ markiert sind, aber in Wirklichkeit nicht erreichbar oder produktiv sind.
Rechtliche Konsequenzen: In Deutschland ist „Quiet Vacationing“ grundsätzlich ein Arbeitszeitbetrug, da der Mitarbeiter für nicht geleistete Arbeitszeit bezahlt wird. Der Arbeitgeber muss dies allerdings beweisen und den Vorsatz des Mitarbeiters nachweisen können. Abhilfe kann hier eine Abmahnung schaffen.
„Maus-Software“ als klarer Manipulationsversuch: Der Einsatz von Programmen wie „Mouse Mover“ zur Täuschung des Arbeitgebers stellt laut Niehl einen eindeutigen Vorsatz dar und kann eine fristlose Kündigung rechtfertigen.
Wo darf der Mitarbeiter arbeiten? Grundsätzlich ist der Aufenthaltsort des Mitarbeiters im Home Office irrelevant, solange die vereinbarte Arbeitsleistung erbracht wird. Abweichende Regelungen können allerdings in individuellen Vereinbarungen festgehalten sein.

Fazit: „Quiet Vacationing“ ist ein ernstzunehmendes Problem, das sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber negative Folgen haben kann. Offene Kommunikation und klare Regelungen im Arbeitsvertrag können helfen, Missverständnisse und rechtliche Probleme zu vermeiden.
Vertrauenskultur: Ein Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern kann dazu beitragen, dass „Quiet Vacationing“ gar nicht erst entsteht.
Flexible Arbeitsmodelle: Flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten können dazu beitragen, dass Arbeitnehmer ihre Work-Life-Balance besser finden und weniger unter Druck stehen.
Technische Möglichkeiten: Unternehmen können technische Lösungen nutzen, um die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter zu erfassen. Dies sollte allerdings unter Beachtung des Datenschutzes erfolgen.

Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam Lösungen finden, um eine faire und produktive Arbeitskultur im Home Office zu schaffen.

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