Das Streikrecht hat in 2023 eine Häufung der Streiks bewirkt und die Anzahl der Streiktage sind mit 1,53 Mio. deutlich höher als z.B. im Jahr 2002 (0,45 Millionen) und es gab gemäß dem „Wirtschafts- und Sozialwissenschafliches Institut“ (WSI) 0,86 Mio. streikende Mitarbeiter. Das WSI hat dazu auch eine Arbeitskampfbilanz 2023 und einen Report erstellt.
Wegen der Inflation gab es mehr Arbeitskämpfe als 20 Jahre zuvor. Laut WSI sind pro 1.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt für den Zeitraum 2013 bis 2002 in Deutschland 18 Arbeitstage ausgefallen. Belgien mit 103 Tagen und Frankreich mit 92 Tagen führen das Ranking an, wobei USA mit 10 Tagen, die Schweiz mit 2 Tagen und Österreich mit 1 Tag ganz unten plaziert sind.
Manche Unternehmen bezweifeln ob die Gewerkschaften das Streikrecht wirklich als letztes Mittel einsetzen oder die Aufmerksamkeit auf Streiks vielmehr auch zur Mitgliedergewinnung genutzt werden. Anderseits lehnen viele Arbeitgeber eine Schlichtung ab und lenken erst nach Streiks ein. Es wird auch eine Einschränkung des Streikrechtes, bei Unternehmen die Produkte und Leistungen in einer kritischen Infrastruktur anbieten, diskutiert.
Aus Sicht der Gewerkschaften ist das Streikrecht unverzichtbar um Druck auf die Arbeitgeber auszuüben und faire Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Arbeitgeber hingegen sehen Streiks oft als Störung des Betriebsfriedens und als Belastung für die Wirtschaft. Sie befürchten, dass es durch das Streikrecht zu Produktionsausfällen und langfristigen Schäden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern führen können. Ob Streiks das Arbeitsklima tatsächlich belasten, lässt sich pauschal nicht beantworten. Es ist wichtig, die jeweiligen Umstände des Einzelfalls zu betrachten.
1.) Auswirkungen auf die Motivation und das Betriebsklima
Negative Auswirkungen:
Langwierige Streiks können zu Unsicherheit über die Zukunft des Arbeitsplatzes und Angst vor Einkommensverlusten führen. Mitarbeiter, die den Streik nicht unterstützen oder sich von den Gewerkschaften nicht vertreten fühlen, können demotiviert und frustriert werden. Es werden auch negative Auswirkungen auf die Karriere befürchtet, wenn man sich am Streik nicht beteiligt. Streiks können somit das Vertrauen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern nachhaltig schädigen. Fühlen sich Mitarbeiter von der Unternehmensführung nicht wertgeschätzt, kann dies zu Demotivation und einem Absinken der Arbeitsleistung führen.
Positive Auswirkungen:
Streiks können unter den Arbeitnehmern ein Gefühl der Solidarität und des Zusammenhalts stärken. Ein erfolgreicher Streik kann das Selbstbewusstsein der Arbeitnehmer stärken und sie zu weiterem Engagement motivieren. Streiks können dazu beitragen, dass schwelende Konflikte offen angesprochen und konstruktiv gelöst werden. Ein fairer Tarifabschluss nach einem Streik kann die Wertschätzung der Arbeit durch den Arbeitgeber verdeutlichen und zu einem besseren Betriebsklima führen.
Entwicklung der Arbeitnehmermacht:
Die Macht der Arbeitnehmer, ihre Forderungen durchzusetzen, hat durch den Fachkräftemangel zugenommen. Viele Arbeitnehmer sind in der Lage, sich einen neuen Job zu suchen, wenn sie mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden sind.
2.) Gesellschaftliche Situation
In Deutschland ist die Streikrate im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ niedrig, da das Streikrecht bereits restriktiv ist und politische Streiks ausschließt. Es gibt verschiedene alternative Verfahren zur Konfliktlösung, wie z.B. Schlichtung oder Mediation, die dazu beitragen können, Streiks zu vermeiden. Die Digitalisierung und die veränderte Arbeitswelt könnten in Zukunft zu neuen Formen des Arbeitskampfes und des Streikrechts führen.
Es ist für das Betriebsklima deshalb sehr wichtig, dass alle Beteiligten offen für neue Lösungen sind und gemeinsam an einem konstruktiven Miteinander arbeiten.