Es gibt Anzeichen, dass in Unternehmen wieder mehr Wert auf Präsenz statt Home Office, härterer Leistungskultur und klareren Hierarchien gelegt wird. Die vermeintliche Rückkehr zu traditionellen Arbeitsmodellen wirft die Frage auf, ob das Konzept von „New Work“ mit seinen Versprechen von Flexibilität, Agilität und flachen Hierarchien bereits wieder ausgedient hat.
Die Pendulumbewegung der Arbeitswelt
Die Arbeitswelt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Phasen der Flexibilisierung und Individualisierung wechseln sich mit Phasen der Konsolidierung und Standardisierung ab. Die aktuelle Entwicklung lässt sich als Reaktion auf verschiedene Faktoren interpretieren:
Die COVID-19-Pandemie hat die Arbeitswelt radikal verändert und den Begriff „New Work“ populär gemacht. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und digitale Zusammenarbeit wurden zur neuen Normalität. Doch nun, da die akute Phase der Pandemie überstanden ist, scheint ein Umdenken stattzufinden. Denn die Pandemie hat zwar gezeigt, dass viele Tätigkeiten auch im Homeoffice effektiv ausgeführt werden können. Gleichzeitig haben Unternehmen erkannt, dass der persönliche Austausch und die Zusammenarbeit im Büro für bestimmte Aufgaben unersetzlich sind. Während jüngere Generationen oft eine flexible Arbeitsweise bevorzugen, legen ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitunter mehr Wert auf klare Strukturen und Hierarchien. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten tendieren Unternehmen dazu, auf bewährte Modelle zurückzugreifen und kurzfristige Ziele in den Vordergrund zu stellen.
Gründe für die vermeintliche Rückkehr zum Alten:
- In einigen Unternehmen steigt der Druck, die Produktivität zu steigern. Präsenz im Büro wird als Zeichen von Engagement und Leistungsbereitschaft interpretiert.
- Einige Unternehmen beklagen eine sinkende Produktivität im Homeoffice und sehen in der Rückkehr ins Büro eine Lösung.
- Für Führungskräfte ist es oft schwierig, die Arbeit von remote Mitarbeitenden zu kontrollieren und zu bewerten.
- Die Integration neuer Kollegen gestaltet sich im Remote-Modus oft schwieriger.
- Viele Mitarbeiter vermissen den persönlichen Austausch im Büro und die damit verbundene soziale Komponente.
- Virtuelle Zusammenarbeit kann die Entwicklung einer starken Unternehmenskultur erschweren.
- Unternehmenskulturen, die auf Hierarchien und Kontrolle aufgebaut sind, passen nur schwer zu flexiblen Arbeitsmodellen.
Konsequenzen für Mitarbeiter und Unternehmen:
- Auch wenn die Präsenz im Büro an Bedeutung gewinnt, bleibt die Forderung nach flexiblen Arbeitszeitmodellen bestehen.
- Mitarbeiter benötigen klare Erwartungen und Ziele, um ihre Arbeit effektiv zu gestalten.
- Unternehmen müssen individuelle Lösungen finden, die sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeiter als auch den Anforderungen des Unternehmens gerecht werden.
- Führungskräfte müssen sich von Kontrollinstanzen zu Coaches entwickeln, die ihre Mitarbeiter unterstützen und fördern.
- Unternehmen müssen in moderne Arbeitsräume investieren, die sowohl für konzentriertes Arbeiten als auch für den Austausch und die Zusammenarbeit geeignet sind.
Fazit: Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile verschiedener Arbeitsmodelle abzuwägen und eine Lösung zu finden, die sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen optimal ist. New Work ist nicht tot, sondern wird weiterentwickelt. Es geht darum, eine Arbeitswelt zu gestalten, die agil, flexibel und menschlich ist.